1. Die Amazonen
Nia saß mit gekreuzten Beinen auf einem Baumstamm und bearbeitete ein schmales Stück Holz mit dem Messer. Noch wusste sie nicht so recht, was bei ihrer Schnitzarbeit herauskommen sollte, hatte nur ein vage Vorstellung von einem Tier, vielleicht einem Vogel. Hinter ihr sendete eine rötliche Sonne ihre letzten Strahlen auf die rote Erde Ams. Es war ein warmer Tag gewesen, den sie mit den anderen auf dem Feld zugebracht hatte um Hirse auszusähen. Nun ruhte sie sich nach mehreren Stunden Arbeit aus. Im ein paar Schritte entfernten Wald suchte ihr Bruder Denem Holz. Ohne es sich einzugestehen, wartete sie auf ihren ungezogenen Bruder. Er war ein aufmüpfiger Junge, der selten einfach tat, was von ihm verlangt wurde. Meistens widersprach er und versuchte seinen eigenen Kopf durchzusetzen. Es war nicht leicht mit ihm. Aber Nia machte sich Sorgen um ihren Bruder, so ungefährlich war der Wald nicht. Es konnte nicht mehr lange dauern bis der Junge nach Hause kam.
Vom Wald hörte sie Geräusche, das war er sicher. Als sie eine Stimme hörte, legte sie ihr Messer zur Seite, das war nicht Denems Stimme, diese Stimme war eine fremde Stimme, eine Frauenstimme. Nia legte das Holzstück neben das Messer und stand auf. Nach wenigen Schritten erreichte sie den Wald und umging das Gebüsch, das ihr die Sicht versperrte.
Auf einem recht eindrucksvoll aussehenden Pferd saß eine ebenfalls eindrucksvoll wirkende Frau mit einer großen Narbe unter ihrem rechten Auge und einer schweren Doppelaxt an ihrem Gürtel. Begleitet von einer anderen, etwas kleineren Frau, die ebenfalls auf einem Pferd saß und eine ebenso beeindruckende Doppelaxt bei sich trug. Beide hatten das blaue Symbol Najas vorne auf ihre Satteldecken gestickt. Beide sahen auf Denem herab, der ein Bündel Holz unter dem Arm haltend, trotzig zu ihnen hochsah.
„Guten Abend, Schwestern“, begrüßte Nia die Frauen, mit möglichst neutraler Stimme.
Diese sahen hoch und die Kleinere lächelte sie an. „Guten Abend, Schwester“, antwortete sie, „wir sind Reisende, auf der Suche nach einer Unterkunft für die Nacht.“ Nia folgte mit den Augen ihrem Blick, der nun auf Denem gerichtet war. „Geh ins Haus, Hunirat“, sagte sie scharf und der Junge gehorchte prompt.
„Dein Bruder?“ fragte die Frau, in einem Ton der Nia gar nicht gefiel, „hübscher Junge.“
Nia beschloss diese Bemerkung zu überhören und pflichtgemäß den Clanschwestern die Gastfreundschaft ihrer Familie anzubieten. „Wenn ihr wollt, könnt ihr bei uns übernachten“, sagte sie und deutete hinter sich in die Richtung des Hauses ihrer Familie.
Die beiden Reiterrinnen stiegen ab und folgten ihr über die Wiese zu dem großen Haus. Auf dem Platz vor der Eingangstür standen drei Männer, zwei Vettern von Nia und ihr Bruder Denem, die den Ankommenden neugierig entgegensahen, als sie näher kamen aber doch sicherheitshalber in dem großen Haus verschwanden, aus dem wenig später Nias Tante trat um die Fremden zu begrüßen. Die Frauen stellten sich als Sila und Kinara vor, und erzählten, sie seien auf dem Weg in die Steppe in der sie als Amazonen lebten. Tilea, Nias Tante, befahl einem Jungen, der in der Nähe stand, etwas zu Essen für die fremden Frauen heran zu schaffen. Dann bat sie die Gäste in die große Halle, in der das Leben der Familie stattfand.
Es war eine typische Halle, wie sie überall im Land zu finden waren. Sie bestand aus einem großen Raum, mit Sitzbänken an den Wänden und einer Feuerstelle in der Mitte, über die eine metallene Platte gelegt war. U-förmig um die Kochstelle herum standen Tische aus Holz, auf denen Schalen mit Brot und Krüge mit Wasser verteilt waren. Zwischen den Sitzbänken, an den Wänden, waren zwei große, mit hellen Decken bedeckte, Truhen aufgebaut. Neben jeder der vier Türen, die in die Halle führten, stand ein Wasserbecken, mit einer Kelle, zu Ehren der Göttin des Wassers, Naja. Im Augenblick war die Halle mit den Familienmitgliedern gefüllt, die an dem Tisch saßen und Brot aßen, während sie sich unterhielten. Ein paar Männer liefen zwischen den Frauen herum und bedienten sie. Der elegante Gang, und die sanfte Art der Männer war etwas, was Nia jedes Mal erfreute, wenn sie mit ihnen zu tun hatte. Sogar ihr ungehorsamer Bruder konnte sein Geschlecht nicht leugnen. Wenn er sprach oder sich bewegte hatte es etwas von einem Quokka, der zwar eigensinnig, aber doch schön und geschmeidig war.
Nun kam er mit einem Korb in die Halle. Vor der Feuerstelle hielt er inne, stellte den Korb ab, griff hinein und legte zwei Streifen Fleisch auf die Platte. Ein dicker Mann stellte sich neben ihn und begann Gemüse in einen Topf zu füllen, den er ebenfalls auf die Herdplatte stellte.
Auf dem Tisch wurden Schalen aufgefüllt um den Gästen auch die Gaben alle acht Göttinnen zu reichen. Silaras Fleisch und Hereses Wurzeln fehlten noch, aber Najas Wasser war im Überfluss auf dem Tisch verteilt, und auch Rahenes goldbraune Brötchen stapelten sich auf einer Metallplatte.
Die beiden Fremden setzten sich indes an den Tisch und ließen sich von zwei Männern Wasser reichen. Nia setzte sich zu ihnen. Nicht, dass sie Lust hatte sich mit ihnen zu unterhalten, aber sie wollte die Frau im Auge behalten, die ihren kleinen Bruder so auffällig musterte. Dieser stellte nach kurzer Zeit zwei Teller mit gebratenem Fleisch und dampfendem Gemüse vor die beiden Frauen.
„Du hast einen gut aussehenden Bruder“, wiederholte die kleinere der Frauen, die Kinara hieß ihr Kompliment, und Nia wusste, dass sie sich eigentlich geschmeichelt fühlen sollte, dass ihr Bruder die Aufmerksamkeit einer Fremden hatte. Noch mehr sollte es sie erfreuen, wenn die Fremde ihn zum Sex aufforderte. Es bedeutete eine Ehre für einen Mann und ebenso für seine Schwestern und Mutter, aber sie fühlte sich nicht geschmeichelt, nur misstrauisch.
„Ja, er ist ganz hübsch“, erwiderte sie möglichst freundlich. „Habt ihr eure Familien besucht?“ Versuchte Nia die Aufmerksamkeit der anderen von ihrem Bruder abzulenken.
„Auch“, war die Antwort, „aber einen Großteil der Zeit, die wir mal wieder im Stammland verbringen, sind wir herum geritten.“
„Dann seit ihr weit herum gekommen?“
„Ja, bis ans Südmeer.“
Das war weit und gefährlich. Die westliche Hälfte der Südküste war dicht bewaldet, und die Bewohnerinnen dieses Waldes waren unberechenbare Wilde, die kaum Berührung mit der Zivilisation hatten. Im Osten sah es nicht besser aus. Das Südreich im Südosten war das Reich Namu, einer blutdürstigen Meeresgöttin, von der Nia nicht viel mehr wusste, als dass sie als Menschenopfer, unberührte Jungen, verlangte. Eine barbarische Sitte, wenn man Nia fragte.
„Wart ihr im Südreich?“ Fragte sie, jetzt wirklich interessiert.
Ihre Gesprächspartnerin nickte, während sie sich ein Stück Fleisch in den Mund schob.
„Und, wie ist es dort?“
Die andere lachte, „Nicht viel anders als hier, nur das sie keine Clane haben, dafür sind sie aber sehr gastfreundlich und großzügig.“
„Keine Clane, aber wie sind sie dann organisiert? Ich meine, wie tauschen sie ihre Waren aus?“
Die Amazone hob die Schutern. „Sie verstehen sich als ein Clan. Ich denke, sie werden es ähnlich machen wie wir.“
Nia sah, dass ihr Bruder in der Nähe das Gespräch interessiert verfolgte, während er eher mechanisch Nüsse in eine Schale füllte.
Die Amazone folgte ihrem Blick und forderte den Jungen auf, sich zu ihnen zu setzen, „Mit einem so reizenden Zuhörer erzählt es sich doch gleich viel besser“, sagte sie, als er sich errötend neben sie setzte.
Die Geschichten, die sie erzählte, hatten wenig mit den Schauergeschichten zu tun, die Nia sonst gehört hatte. Sila berichtete von netten, fröhlichen Menschen, die sie selbstverständlich in ihrer Mitte aufnahmen, sie beherbergten und bewirteten. Von liebenswürdigen Männern, sanft, freundlich und gut aussehend, die in märchenhaften Männerhäusern lebten, von denen es in einem Dorf nur eins oder zwei gäbe. Dafür waren diese aber um so prächtiger. Sie erzählte von weichen Kissen, kostbaren Vorhängen und leiser Musik. Jeder Mann im Südreich werde darin unterrichtet ein Instrument zu spielen. Aber das Beeindruckenste sei der Tempel der Göttin Namu. Ein riesiger siebeneckiger Bau, jede der sieben Seiten gut 150 Schritte lang, mit einem prächtigen Innenhof.
„Du vergisst die Menschenopfer, jedes Jahr töten sie sieben Jungen.“ unterbrach Nia sie,
„Ja, aber es sind freiwillige Opfer, die Jungen freuen sich darauf.“
Ein ungläubiges Schnauben.
„Ich habe selbst mit einem Geweihten gesprochen. Sie glauben, nur so der Göttin nah sein zu können.“
„Das sie vorher belogen werden, macht die Sache nicht besser“, antwortete Nia, und setzte ein verächtliches „Göttin“ hinzu.
Sila lachte und Nia konnte sehen, dass die andere Frau schmunzelte. „Woher weißt du so genau, dass sie belogen werden?“
Darauf zu antworten hielt Nia einfach für überflüssig, also sah sie ihr Gegenüber nur mit einem eindeutigen Gesichtsausdruck an.
„Es ist eine beeindruckende Zeremonie“, fuhr dieses unbeeindruckt fort, „die Geweihten sind geschmückt und mit duftenden Ölen eingerieben. Das ganze Volk ist vor dem Tempel versammelt, alle staunen und bewundern die sieben Jungen, die der Mittelpunkt von allem sind. Sie tragen seltene, schöne Blumen im Haar, die extra für diesen Tag gezüchtet wurden. Ihre Körper sind mit seidenen Tüchern umhüllt. So treten sie noch einmal aus dem Tempel um von allen bestaunt zu werden. Ihr habt die Zufriedenheit auf ihren Gesichtern nicht gesehen. Die Hohepriesterinnen selbst führen sie in den Tempel.“
„Wo sie umgebracht werden.“ Unterbrach Nia den Redestrom der anderen.
„So kann man es auch nennen.“ Erwiderte diese.
Denem hatte nur still daneben gesessen und ihrer Unterhaltung gelauscht. Nia konnte an seinem Gesicht nicht erkennen, was er dachte. Fast schien es, als gefalle ihm was er hörte. Nia überlegte, ihn weg zuschicken, aber das wäre unhöflich ihrem Gast gegenüber gewesen. Die andere hatte ausdrücklich seine Anwesenheit gewünscht, und solange es nicht wenigstens den Anschein machte als erschreckten die Geschichten ihn, konnte sie als ältere Schwester schwerlich eingreifen. Auch als die Frau weiter sprach, die meiste Zeit mit Nia, nur hin und wieder wendete sie sich an den Jungen, hörte Denem ihnen mit ernstem, und ruhigem Gesicht, das weder Furcht, noch besondere Begeisterung verriet, zu.
Irgendwann hatten die Amazonen ihre Mahlzeit beendet und Nia bot ihnen ein warmes Bad und die Ruhe im Baderaum an, teils aus Höflichkeit, teils um sie von ihrem Bruder weg zu bringen, der sich, wie sie hoffte, in das Männerhaus zurückziehen würde, wenn die Amazonen ein Bad nahmen. Doch sie hatte sich geirrt.
„Ein Bad ist eine wundervolle Idee. Ein Bad und eine Massage, was Sila?“ Entspannt lehnte sich Kinara zurück. Dann beugte sie sich vor und nahm Denems Hand, was dieser ruhig und ohne jeden Widerwillen, den er sonst so oft zeigte, geschehen lies. „Du hast sehr weiche Hände“, stellte sie fest, „ich bin schon lange nicht mehr von Männerhänden massiert worden.“ Dann erhob sie sich und sah Nia fragend an.
Der blieb nichts anderes übrig, als den Frauen voran zu der Tür zu gehen, die seitlich in die große Halle führte, während sie zwei Jungen, beides Vettern, befahl frisches Wasser zu holen. Der Gang, der die Halle vom Baderaum trennte, war nur kurz und nach wenigen Schritten schob Nia einen Vorhang beiseite, um den verschwenderisch ausgestatteten Bade- und Ruheraum zu betreten, der vom Reichtum ihrer Familie zeugte.
Das runde Wasserbecken, das in der Mitte des Raumes in den Boden eingelassen war, wurde gerade von zwei Männern mit frischem Wasser aufgefüllt. Eine Sitzbank aus glattpoliertem Holz bildete einen Halbkreis um das Becken. Eine weitere, diesmal gerade und mit Kissen belegte, Bank bildete mit einem dreieckigen Tisch, auf dem ein Krug und ein paar Gläser standen, eine der Ecken der Raumes. Eine weitere Ecke war mit den Massagebänken besetzt. Glatte Holztische, die mit weichem Leder bespannt waren, daneben kleinere Tischchen, auf denen Tongefäße, mit duftenden Ölen und Cremes gefüllt, verteilt waren. Eine Öffnung in der hinteren Wand war mit Glas versehen, das sie teuer aus Tamanien gekauft hatten. Vor der Öffnung lagen bequeme Sitzkissen, von denen aus man einen guten Blick auf die hinter dem Haus liegende Grünfläche und das kunstvoll gebaute Männerhaus hatte. Die Wände waren so dicht mit Lehm und heller Farbe bestrichen, dass sie richtig weiß waren und nirgends das Holz, das die Wände trug, durchschimmerte. An der Längsseite des Zimmers zeigte die Wand das Bild zweier Koalabären, die sich unter einem blühenden Baum beschnüffelten, während ein rot-grüner Papagei ihnen neugierig zusah. Zwei Leitern führten zum Dachboden, der mit Kissen und Decken ausgestattet und in kleine Nischen eingeteilt war. Die beiden Frauen durchquerten den Raum um zu dem Wasserbecken zu gelangen, neben dem die zwei Jungen knieten. Eine Amazone setzte sich neben dem Becken auf den Boden, zog ihre Stiefel aus und steckte ihre Füße ins Wasser, „Ahh, es ist wundervoll“.
In dem Moment erschien Denem an der Türöffnung. Kurz blieb er stehen, den Vorhang angehoben haltend und schüchtern zu der Frau sehend, die ihre Füße ins Wasser hielt, dann ließ er den Vorhang hinter sich zufallen und schritt in die Mitte des Raumes, wo Kinara ihn erwartete. Ärgerlich stand Nia auf, was sollte sie noch tun? Gemeinsam mit den zwei Männern verließ sie den Raum.
Die Nacht verbrachte sie unruhig auf ihrer Matte am anderen Ende des Hauses. Sie wusste nicht warum, aber sie sorgte sich um ihren Bruder, der so willig zu dieser fremden Frau gegangen war, der sie misstraute.
Am Morgen war sie unausgeschlafen und schlecht gelaunt. Mürrisch aß sie von Silaras Eierspeise, die ihr einer ihrer älteren Neffen vorsetzte und sah sich nach den beiden Amazonen um. „Wo sind eigentlich Kinara und Sila?“ Fragte sie schließlich die Frau, die neben ihr saß und noch an Tesewas Früchten kaute.
„Die sind bei Morgengrauen los.“ War die uninteressierte Antwort.
„Und Denem?“
Die Andere hob die Schultern. „Schläft noch?“
Sofort stand Nia auf und lief in den Baderaum, um die Schlafnischen zu durchsuchen, in denen Denem mit Sicherheit die Nacht verbracht hatte. Die Nischen und auch der unter ihnen gelegene Raum waren leer. Nach ihrem letzten Strohhalm greifend suchte sie das Männerhaus auf, vielleicht war er ja dort. Zwei verschlafene Männer, ihr Cousin Mahonit und ihr Onkel Samin sahen auf, als sie atemlos in den Gemeinschaftsraum der Männer stolperte. In weite Tücher gehüllt saßen sie auf der Bank, die einmal die Wände des Raums entlang führte, offensichtlich mit ihrer Morgentoilette beschäftigt.
„Ist Denem hier?“ wollte sie atemlos wissen.
Beide schüttelten den Kopf, „Er ist letzte Nacht nicht herüber gekommen. Er wird wohl noch im Haupthaus sein.“ Antwortete der ältere der beiden, ehe er sich wieder seinem Neffen zuwendete, ihn in die Kunst des Schmückens einzuweisen.
Im Stall standen zwei Pferde, es waren drahtige, kleine Pferde, zäh und genügsam. Nia sattelte das Braune und führte es aus dem Stall heraus auf die Rasenfläche, die sich um das Haus herum erstreckte. Wo waren sie lang geritten? Sie hatten Steppe gesagt, also nach Osten. Nia kniete nieder und versuchte die Spuren der beiden Pferde zu erkennen, auf denen die beiden Amazonen geritten waren, der Boden war von vielen Pferdehufen und menschlichen Spuren zertreten. Es hatte keinen Sinn. Also auf gut Glück Richtung Osten. Sie schwang sich aufs Pferd und ritt los. Als sie den Hügel erreicht hatte, der ein paar hundert Meter hinter dem Haus lag, und so einen guten Überblick über das Land bekam, versuchte Nia die Amazonen am Horizont zu erkennen. Sie sah nur den Morgennebel, der sich langsam auf das Land senkte.
Also wendete sie ihr Pferd und ritt zurück zum Haus. Es hatte keinen Sinn, sich unüberlegt und völlig ohne Vorbereitung, in die Verfolgung zu stürzen. Im Haus ging sie als erstes zu ihrer Großmutter, die in der Halle beim Frühstück saß. „Denem ist verschwunden. Ich nehme an die Amazonen haben ihn mitgenommen!“
Die alte Frau sah vom Essen hoch. „Bist du sicher?“
Nia nickte, „Ich werde ihnen folgen und ihn zurück bringen. Ich brauche nur noch Proviant und ein paar Sachen, dann reite ich. Ich denke, dass ihr die Ernte auch ohne mich einbringen könnt.“
Die Großmutter wiegte den Kopf. „Willst du alleine reiten?“
„Ich habs eilig, Murigan.“
„Na dann reite.“
Sofort wendete sich Nia an den Jungen, der in einiger Entfernung auf der Bank hockte. „Jeon, besorg mir was zu Essen, für etwa eine Woche Proviant. Beeil dich bitte.“ Dann lief sie zu ihrer Schlafnische, wo ihr persönlicher Besitz lag, und packte ein, was sie brauchen konnte. Wenige Minuten später stand sie wieder draußen und verteilte die Dinge, die sie mitnehmen wollte, in die Satteltaschen ihres Pferdes.
Jeon brauchte etwas Zeit, ehe er mit dem Proviant ankam. Ungeduldig nahm sie ihm den Lederbeutel aus der Hand und verpackte ihn ebenfalls. Mittlerweile war ihre Mutter aus dem Haus getreten. „Nia, sei vorsichtig.“
Nia stieg auf ihr Pferd und streckte ihr Hand nach ihrer Mutter aus. Diese ergriff die Hand. „Ich bringe ihn zurück.“ Verspach Nia, dann wendete sie ihr Pferd und ritt gen Osten.