BuchBerlin 2021

Endlich wieder Buchmessen.

Es ist Herbst 2021 und in Berlin ist Buchmesse: Die BuchBerlin. Diesmal als Besucherin freue ich mich schon seit Tagen darauf nach Berlin zu fahren und dort wieder in Büchern zu stöbern. Mit von der Partie ist meine fast erwachsene Tochter, die allerdings mit einem klaren Ziel nach Berlin fährt: Gay soll es bitte sein, und zwar mit Frauen. Sie hofft zumindest auf ein paar Bücher zu dem Thema.

Nun, Anfang November kann man Karten kaufen. Da ich nicht sicher bin, wie viele Karten es geben wird, ob wir auch welche bekommen und ob das Ganze, angesichts der allgemeinen Situation, nicht abgesagt wird, besorge ich mir erst einmal die Karten für die BuchBerlin, und dann die Fahrkarte für den ICE nach Berlin.

Es gibt den Sparpreis und den Supersparpreis. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass man den Sparpreis stornieren kann. Angesichts der aktuellen Situation, halte ich mir die Möglichkeit offen zu stornieren, und zahle dafür ein paar Euro mehr.

Nun ist alles vorbereitet: An meiner Pinnwand hängt die Fahrkarte für meine Tochter und mich und die Tickets – eines zum vollen Preis, das andere ermäßigt.

Dann kommt der Donnerstag vor dem großen Tag.

Meine Tochter ist Schülerin, und die Corona-Tests in der Schule haben eine recht hohe Falsch-Positiv-Rate. Und so wird meine Tochter mit positivem Schnelltest nach Hause geschickt.

Hausärztin ist – seit Tagen – nicht erreichbar, ebenso andere Hausarztpraxen, aber es gibt ja die Testzentren. Kostenpunkt 60 Euro.

Ähm, das sehen wir eigentlich nicht ein. Müssen wir auch nicht. Tochter hat ja einen Beleg von der Schule, und damit bekommt sie den Text kostenlos. Sie bekommt auch gleich einen Termin. Nun muss das Testergebnis noch rechtzeitig kommen.

Es ist ja Donnerstag, das kann klappen.

Tut es auch. Am Freitag kommt das Ergebnis, negativ, und meine Tochter hat nun auch das negative Testergebnis, um das auf der Seite der Buchmesse gebeten wird.

Ich selbst mache auch noch einen Test, der ebenfalls negativ ausfällt und so können wir geimpft und getestet nach Berlin aufbrechen.

Unsere Bahn fährt am Samstag um 8 Uhr los, was ein guter Grund ist am Abend wirklich alles gepackt zu haben – und meine Tochter nicht davon abhält zur langen Nacht der Mathematik in die Schule zu entschwinden. Mit negativem PCR-Test ist das ja alles möglich.

Als sie dann um Mitternacht nach Hause kommt, werden noch Sachen gepackt.

Wir brauchen für die Reise ihren Schülerausweis. Ne, so was hat sie nicht. Aber da gibt es so eine Bestätigung von der Schule, dass sie dort Schülerin ist, die wir für ihre Monatskarte vom HVV brauchten. Die ist eingescannt und das Dokument ruht sicher im Computer. Ja, da ruht es gut.

Während ich die nächsten Punkte auf der Liste durchgehe, sucht mein Mann das Dokument, das bestätigt, dass meine Tochter Schülerin ist. So selbstverständlich ist das mit 17 nicht.

Ihre Bahncard brauchen wir noch. Die Reise ist für zwei Personen mit Bahncard gebucht.

Die Bahncard ist schnell gefunden, und seit drei Monaten abgelaufen.

Wie kann das sein? Ich war mir so sicher, dass sie eine hat, die bis zur Volljährigkeit gültig ist.

Ja, die haben wir auch, nur etwas tiefer vergraben.

Katastrophe 2 also überstanden.

Nun fehlt noch das Dokument, dass belegt, dass sie die Ermäßigung zurecht erhalten hat.

Mein Mann sitzt entspannt vorm Fernseher, Tochter sucht die wirklich wichtigen Dinge für die Fahrt zusammen (Tablett und Smartphone), beide schauen mich nur irritiert an.

„Die Bestätigung habe ich euch längst aufs Handy geschickt.“ Meint mein Mann lapidar, als ich ihn fragend ansehe.

Ah, ok, dann kann es morgen ja losgehen.

Am nächsten Morgen geht alles reibungslos. Es geht nach Berlin, zur Buchmesse.

Die Bahn ist pünktlich und auch in Berlin erreichen wir zur vorgesehenen Zeit den Treptower Park und wenige Minuten später die Berlin Arena, belegt mit verschiedensten Buchständen.

Sehr viele Kleinverlage und Selbstverlage, viel Fantasie, genau meine Welt.

Es gibt einen Eingang für onlinebuchungen, also uns, ohne jede Schlange.

Auch ohne Lucaapp können wir einchecken und dann sind wir drin.

Das Erste was meiner Tochter – und damit auch mir – auffällt sind Regenbogenfarben und das Wort „gay“ an einer Wand. Queere Fantasy ist im kommen und wird mehr. Mein Kind ist glücklich und ich mit ihr. Gleich am ersten Stand mit Regenbogen können wir sogar Regenbogenmasken erwerben.

Es gibt allerdings noch mehr. So viel mehr an Büchern.

Ach ja, meine Tochter und Bücher.

Vor der Fahrt habe ich meinem Kind noch ganz klar und konsequent erklärt, dass ich sie ja schon zur Buchmesse einlade, und sie sich die Bücher dort selbst kaufen soll. „Ja“, sagte sie, „klar, was denn sonst.“

Also, ein Buch hat sie sich dann auch selbst gekauft. Dann hatte sie kein Geld mehr dabei, dafür noch ihre großen Tochteraugen.

Ich habe beschlossen, dass es sehr konsequent von mir ist, sie das erste Buch selbst kaufen zu lassen und wir uns doch ansonsten Kinder wünschen, die Bücher lesen.

Außerdem bereut man doch am Ende seines Lebens, nicht die Dinge, die man getan hat, sondern die die man nicht getan hat (habe ich zumindest gelesen). Für Bücher und Buchmessen gilt das allemal: Ich bereue nicht die Bücher, die ich gekauft habe, sondern all die Bücher, die ich nicht gekauft habe.

Und ein Gruppenfoto der auf der Messe anwesenden Mitglieder des Nornennetzes:

Am Abend geht es dann wieder zurück nach Hamburg.

Wir suchen eine Verbindung zum Bahnhof Südkreuz heraus und planen gut 30 Minuten Puffer ein.

Das war auch gut so, denke ich, als die S-Bahn Minuten lang stehen bleibt, wegen eines Polizeieinsatzes an der Haltestelle Hermannstraße. Die Bahn fährt weiter, ich denke alles gut, und dann bleibt sie genau in der Hermannstraße stehen. Der Zug endet hier, wegen des Polizeieinsatz, alles aussteigen, seht zu wie ihr weiter kommt.

Arrg. Wie kommen wir jetzt rechtzeitig zum Südkreuz, und damit zu unserer Bahn nach Hamburg?

Gar nicht so einfach.

Hier fährt die S-Bahn nicht weiter, nur die U-Bahn, die uns woanders zur S-Bahn bringt, und das klappt dann doch nicht mehr bis 19:37 Uhr.

Aber Berlin hat ja mehr als einen Bahnhof, unter anderem den Hauptbahnhof, und fahren nicht alle Züge in Berlin durch den Hauptbahnhof?

Ich schaue auf die-bahn.de danach, wann unser Zug im Hauptbahnhof ist, während meine Tochter die Verbindungen zu eben diesem checkt, während wir schon mal zur U-Bahn hasten. Wie gesagt, irgendwelche Hilfen oder Leute die uns den Weg weisen, sind offensichtlich nicht vorgesehen.

Tatsächlich fährt der Zug nach Hamburg um 20:02 durch den Hauptbahnhof, und um 19:48 Uhr können wir diesen erreichen. Immerhin sind wir mit unserem Ticket gebunden und können nicht irgendeinen Zug nehmen. Nochmal etwa 100 Euro für die Rückfahrt auszugeben fand ich nun keine so prickelnde Option.

Wir erreichen den Hauptbahnhof pünktlich um 19:48 und so groß ist er nicht, dass man nicht innerhalb von 14 Minuten von einem Ende des Bahnhofs zum anderen gelangt.

Es bleibt sogar die Zeit, den richtigen Wagon ausfindig zu machen – was hat mich die Durchsagen aufgeschreckt, die dann am Ende nur mitteilte, dass die Wagenreihung umgedreht wurde. Ist mir doch egal.

Im Zug fragte ich dann noch mal nach, was denn gewesen wäre, wenn wir diesen Zug aufgrund des Polizeieinsatzes verpasst hätten.

Ein Blick auf meine Ticket, dass Sparpreis +City ist und der freundliche junge Mann erklärt mir, dass wir dann auch den nächsten Zug mit dem Ticket hätten nehmen können. Den Polizeieinsatz hätte man ja nachweisen können.

Mit dem Wissen wäre ich schon ruhiger gewesen, trotzdem war es eine aufregende Fahrt.

Und eine tolle Buchmesse.

Ausbeute:

Und die Hydra der ungelesenen Bücher bekommt Futter.


Egal, ich liebe Bücher und ich werde sie schon noch alle lesen.

Bis zur nächsten Buchmesse.

Alle Bilder wurde mit freundlicher Genehmigung der Standbesitzer:innen gemacht.