Ja, klassisch gehören zu einer Pen and Paper Runde im wesentlichen Chips, Cola und größere Mengen an Zuckerhaltigem Naschkram. Dazu wenig Sonnenlicht und eine beruhigende Unterversorgung an Sauerstoff machen das Wochenende mit Würfeln und Charakterblättern perfekt.
Und doch kann auch das Essen zur richtigen Stimmung beitragen.
Irgendwann habe ich damit angefangen zu meinen Abenteuern die Kulturen genauer auszuarbeiten, wozu dann auch das Essen der jeweiligen Völker und Ethnien gehörte. Auch anderes, wie beliebte Spiele, Moden oder auch Kunstrichtungen, gehört dazu einer Kultur Leben und Tiefe zu verleihen. Die Entwicklung von Speis und Trank des Teils der Welt, in dem sich die Charaktere der Runde gerade aufhalten bietet aber die besondere Möglichkeit, diese Speisen auch auf den Tisch zu bringen.
Also habe ich mich auf die Suche gemacht: Was passt zu einer bestimmten Kultur?
Was wächst wo? Welche Zutaten kann man in warmen Gegenden ernten, welche an kühlen Orten? Was braucht viel Wasser, was kann in einem Sumpf überleben und was wächst selbst in trockenen Wüsten?
Das war der erste Schritt, um festzustellen, was welches Volk überhaupt zur Verfügung hat, um sich zu ernähren.
Dann kommen kulturelle Vorgaben: Hält diese Volk Tiere? Auch milchgebenden Tiere? Oder kennen sie, wie viele Kulturen, gar keine Milch?
Essen sie Tiere? Gibt es in der Kultur oder in der Religion da Tabus?
Eine ganze Reihe der von mir entworfenen Kulturen kennt keine Milchprodukte. Also auch keine Sahne, keinen Käse, keinen Schmand, nichts wofür man Kühe oder Ziegen brauchen würde.
Und dann habe ich mir die irdischen Kulturen angesehen, um mich inspirieren zu lassen. Viele meiner Kulturen sind menschlichen, existierenden Kulturen nachempfunden, und so ist es schon mal spannend zu sehen, was in den verschiedenen Teilen der Welt so gegessen wird.
So habe ich Linsen und Bohnen mit Fleisch auf Fladen serviert und dazu verschiedenen Sorten Yoghurt, wie ich es in Teilen von Afrika gesehen habe, als meine Runde in den Stadtstaaten von He unterwegs war.
In warmen, Regenreichen Gegenden gibt es Reis, in kühlen Bereichen Kartoffeln.
Die Nixen essen vor allem Fisch und Meeresfrüchte und dazu Pasta.
Gerade für nicht-menschliche Kulturen bin ich kreativ geworden, und habe mich alleine daran gehalten, was sie wohl in ihrer Umgebung vorfinden.
So halten die Wüstenzwerginnen mitten in der Wüste Riesenechsen. Die Tiere dienen ihnen sowohl als Reittiere, als auch als Nutzvieh, dessen Fleisch sie essen. Dazu gibt es, was in der Wüste wächst: Datteln, Feigen und Melonen.
Nun kann ich aber Riesenechsenfleisch schlecht servieren, angesichts dessen, dass diese Tiere real nicht existieren. Also musste Ersatz her.
Ich stelle mir Echsenfleisch etwas herber vor, eher dem Rind ähnlich, als dem Huhn und somit gibt es zum Dattel-Feigen-Kürbis-Auflauf kurz gebratenes Rind.
Besonders exostisch, und in meinen Augen tatsächlich ungeniesbar, wurde der ruhende Fisch der Eistrolle. Im ewigen Eis des hohen Nordens besteht ihr Essen aus Fisch, Fleisch und Algen, alles stark gesalzen. Was für Trolle eine Delikatesse ist, ist für Menschen ungeniesbar – abgesehen von meinem Sohn, der selbst das mit Begeisterung und Genuss zu sich nahm.
Für alle anderen habe ich die Algen gegen Sauerkraut und Sojakeimlinge getauscht und an Salz eher gespart.
Wozu das Ganze?
Neben einer interessanten Sammlung an Rezepten, konnte ich so meiner Runde stets ein zum Abenteuer passendes Essen servieren, was der Atmosphäre durchaus zuträglich ist. Schwierig wird es nur bei den komplizierten Essen, da dann teils lange Kochpausen entstehen. Hier braucht es dann Kompromisse, die das Essen soweit reduzieren, dass sich kochen und Spielleiten auf akzeptable Weise verbinden lassen.