12 Türme überragen die Mauern von Jaadoo ka Shahar, der magischen Stadt der Ur. In allen Farben der Magie glänzen die Türme, leuchtenden Banner wehen von ihren Zinnen und voller Stolz zeigen sie die Symbole und Zeichen ihrer Magie.
Staunend blickt Erkindes auf all die Farben und Zuschaustellung magischer Macht als sie sich den hohen Mauern der Stadt nähert. Dort hinten, gleich neben dem braunen Turm, kann sie den Fliederturm erkennen, der die Mauer noch um einiges überragt.
Der Stein ist heller Fliederstein, und Fliederbüsche wachsen nicht nur am Fuß des Turms, sondern den ganzen Turm hinauf auf allen Erkern und Balkonen, bis zur Spitze von der auf hellem Banner dunkel das Symbol des Tores prankt.
Hier würde sie nun als leben, die nächsten Jahre würde sie hier lernen, fern ihrer Heimat in der 18 Kolonie, fern von ihrer Familie und den wenigen Freunden die sie gefunden hatte. Aber sie würde Dämonen um sich haben, die waren wie sie. Ebenso verliebt in Ordnung und Struktur, und ebenso schnell und stark. Sie musste keine Angst mehr haben, jemanden zu verletzen, weil sie eine unbedachte Bewegung machte und sie würde lernen ihr magisches Talent einzusetzen.
Sie erreichten die Fliederturm und stiegen von den Pferden ab. Etwas unsicher sah Erkindes zu Keljan hoch, der ebenfalls vom Pferd gestiegen war. Vor ihnen befand sich ein hohes, breites Tor, durch welches sie auch hätten reiten können. Doch es galt als unschicklich in ein Tor einzureiten. Nur höchste Eile oder ein Angriff konnten so etwas erklären. Sie waren aber weder in Eile noch der Stadt feindlich gesonnen.
Sie brachten nur eine neue Novizin zum Turm des Flieders, in die magische Stadt.
In den nächsten Jahren würde Erkindes hier leben und lernen. Sie würde ausgebildet werden zur Raumalbe im Dienst der Kaiserin von Ur. Dann würde sie der Kaiserin dienen als magische Ur, als Albin des Raums. Dafür bekam sie eine Heimstatt, genug zu essen, Kleidung und alles was sie für ihre Leben brauchte. Die Kaiserin sorgte gut für ihre Leute.
Nach dem ersten Lehrjahr, wenn sie die erste Prüfung bestanden hatte, war es ihr auch gestattet zu den freien Tagen die Stadt zu verlassen. Einen Monat im Jahr konnte sie bei ihrer Familie verbringen – so sie das wünschte.
Nun durchquerte sie die Halle des Turms, welche das gesamte Erdgeschoss einnahm, bewunderte die Bildnisse der großen Persönlichkeiten der Raummagie, folgte dabei aber ohne innezuhalten Kelian hinaus auf die fliederne Straße.
Der Weg zum Schulungshaus war nicht weit, nur ein Stück die Straße hinunter.
Auch die Straße war von Flieder gesäumt, ebenso die Tür ihrer Schule.
Sie würde in der Schule leben, dort schlafen, essen und lernen. Spaziergänge in der Stadt waren üblich, doch im wesentlichen fand das Leben der Schülerinnen und Schüler von Jaadoo ka Shahar in den Schulungshäusern statt.
„Willkommen“ Die Frau war groß, sehr dunkel und ihr langes fliederfarbenes Haar war mit einem Band im Nacken zusammen gebunden. „Ich bin Servesin, die Leiterin der Schule. Es freut mich dich kennen zu lernen.“ Über dem Arm trug sie einen Fliederfarenen Umhang mit einem roten Band. „Dies ist dein Schulumhang. Das Band symbolisiert deine Triade. Es werden mehr Bänder, wenn du aufsteigst und ich bin sicher, dass du bald am Fähigkeiten hinzugewinnen wirst.
Nun aber zeige ich dir erst einmal dein Zimmer.“
Erfürchtig strich Erkindes über den glatten, weichen Stoff ders Umhangs, der um ihre Schultern gelegt wurde, dann wandte sie sich zu Kelian um, verabschiedete sich von ihrem Begleiter und folgte der Schulleiterin in ihr zukünftiges Zuhause.