Weltentwurf: Ardeen

Mit diesem Beitrag beschäftige ich mich mit einer Welt, die ich sehr interessant finde: Ardeen. Es handelt sich um eine Fantasy-Welt auf der mittlerweile schon 10 Bücher um den Magier Eryn spielen. Ich lese derzeit den 5. Band der Buchreihen Ardeen, in dem Eryn schon einiges drauf hat und sicher kein kleiner Anfängermagier mehr ist, auch wenn das nicht wirklich anerkannt wird.

Was mich an den Geschichten, und damit an dem Weltentwurf, besonders anspricht, ist das Fehlen eines „Gut-Böse-Schemas“.

Es gibt echt fiese und egoistische Charaktere, Verrat, Ausbeutung und definitiv niedere Beweggründe, wie Rache, Gier oder auch einfach Egomanie. Aber es gibt kein höheres Gut oder Böse. Die Menschen in dem Roman sind auch nicht gut, weil sie zur guten Seite gehören, oder Böse um Böse zu sein, wie das ja in vielen Fantasy-Romanen beliebt ist. Oft ist es eine Frage des Standpunktes, ob jemand als Gut oder Böse eingeordnet wird.

Die Charaktere haben Interessen, Überzeugungen, Wünsche und Ängste aufgrund derer sie handeln, was oft genug den Interessen, Überzeugungen, Wünschen und Ängsten anderer Personen entgegenläuft, und das führt dann zu Konflikten und Spannung.

Mir persönlich gefällt das deutlich besser, als das im Fantasybereich so häufige Böse, dass einfach Böse ist um Böse zu sein. Warum sollte das jemand tun? Wie Spike aus Buffy so schön meinte, ist es doch toll, wenn das Essen einfach auf der Straße rumläuft. Der Weltuntergang bringt keinem etwas, auch nicht den Bösen.

So geschieht es auch in dem Roman, dass Verrat an den Protagonisten durchaus aus hehren Motiven geschieht, und man gar nicht so sicher ist, auf welcher Seite man nun steht, weil auch die Motive der Gegner verständlich sind, was die Romane interessant macht.

Einen recht guten Leitfaden, was mir an den Romanen gefällt, bietet die Seite „Missstände“ auf der HP von Ardeen. Hier zählt die Autorin auf, was ihr alles in Fantasyromane zuweilen negativ auffällt, und tatsächlich vermeidet sie diese Punkte im Wesentlichen.

Ich teile ihre Meinung nicht in jedem Punkt, z.B. finde ich es völlig ok, wenn Nordland Barbaren Heimdahl und die Wüstenbewohner Hasran Al Sharif heißen. Ich habe nichts dagegen, unsere Welt als Vorbild zu nehmen, finde es aber auch interessant, wenn es mal anders gemacht wird.

Ich halte es auch für utopisch, dass man sich mit allem auskennt, über das man in einem Roman schreibt. Da ich nun selbst unterrichte, und mich mit dem Thema lernen, speziell lesen und schreiben lernen, auskenne, hätte ich da auch in der Entwicklung von Eryn noch ein paar Anmerkungen, doch das geht vermutlich nur mir, deren Gebiet das ist, so und die Geschichten verlieren dadurch nicht. Es ist nur der eine Punkt, von dem ich eben etwas verstehe – und ich bin mir sicher, dass auch in meinen Romanen entsprechende Fehler zu finden sind, egal wie gut ich recherchiere.

Viel wichtiger finde ich aber andere Punkte, in denen ich der Autorin zustimme:

Wesentlich ist, dass ich mit jedwedem „Gut-Böse-Schema“ nichts anfangen kann. Und ich ziehe auch eine realistische Charakterentwicklung vor, in der man nicht nach ein wenig Üben zum besten Schwertkämpfer der Welt wird und den Drachen besiegt. Nein, das braucht Zeit, und die vergeht auch in den Romanen bis Eryn ein brauchbarer Magier ist und sein Freund zum ernsthaften Schwertkämpfer wird.

Ein weiterer Punkt ist die Magie von Ardeen, die ich wirklich spannend finde. Es gibt 12 Kreise der Magie die verschiedenen Gebieten (wie Feuer oder Wasser) und 12 Farben zugeordnet sind. Das hat mich natürlich schon deshalb angesprochen, weil auch mein System auf der Zahl 12 beruht.

Auf Ardeen ist nun jeder Mensch mit etwas Magie bedacht, nur ist diese bei vielen sehr schwach, so dass es sich nicht lohnt sie auszubilden. Oft ist es einfacher, die Dinge schnell selbst zu erledigen.

Magier verfügen nicht über mehr Kreise der Magie als Unmagische, sondern über eine stärkere Ausprägung derselben. Dabei verfügen Menschen über unterschiedliche Mengen an magischen Kreisen. Manche können nur auf ein oder zwei Kreise zugreifen, andere auf mehrere.

Insgesamt entsteht so ein interessantes Magiekonzept.

Die Welt von Ardeen hat also einiges zubieten:

  • Glaubhafte Charakterentwicklung.
  • Ein spannendes Magiesystem.
  • Ausgearbeitete Interessen und Motive der handelnden Charaktere, statt eines Gut-Böse-Schemas.
  • Interessante und witzige Ideen, wie den Forscherdrachen Vedis.

Nur eine Sache hat mich wirklich gestört: Bis zum 5. Band besteht Ardeen nicht ansatzweise den Bechdel-Test. Frauen kommen vereinzelt vor, grundsätzlich mit einem Bezug zu den männlichen Protagonisten, wie Frau von…, Mutter von…., Tochter von… und entsprechen klassischen weiblichen Klischees.

Im Kontext einer Fantasygemeinde, mit immer mehr interessanten und ausgefeilten weiblichen Charakteren und Romanfiguren, kann man das aber durchaus mal verschmerzen.

Kanawaqe Whatane, Raumhexe

Kanawaqe ist eine Raumhexe der Sindor. Sie stammt aus dem ewigen Eis von Mictlan und verfügt über ordnende magische Kräfte. Sie kann sich in eine Fledermaus verwandeln und ihre Pflanze ist der Farn. Sie ist Schamanin, die von einer Schamanin ausgebildet wurde.

Der fliederne Mond des Raums

Die Kraft des Raums ist die Kraft der Ordnung. Jedes Ding hat seinen Ort. Es ist eine sehr starre Kraft, welche keine Veränderung kennt. Raum ist Ordnung und Bewahren dessen was ist. Ihr Symbol ist der Fliedersand oder auch die Pflanze Flieder, wie es sie z.B. auf Midgard gibt.

23.5.2020 – 21.6.2020 ist der fliederne Mond des Raums

Die Welt des Raums ist Duat, die Welt der Banar. Es ist eine geordnete Welt, welche sich Veränderungen widersetzt. Duat wird bestimmt von Raum und Ordnung. Es ist die Totenwelt von Avalon, so wie Avalon die Totenwelt von Duat ist, und beide Welten liegen auf dem Netz des Lebens.

Sonnencon 2020 – online

Nexus Online Con 2020

Der Plan war, dass ich heute über meine geplante Reise zum Sonnencon nach Berlin berichte. Nun ist Corona dazwischen gekommen. Sämtliche größere Veranstaltungen wurden in Berlin gecancelt und da fällt nun auch mein alljährlicher Lieblingscon drunter.

Zu den Cons des Nexus fahre ich schon seit mehreren Jahren. Ich weiß noch wie meine Tochter als Baby in der Burg beim Burgcon herumkrabbelte (das war bevor es den Sonnencon gab), und das Töchterchen ist mittlerweile 16 und geht auch schon mal ohne mich zum RPG-Con.

Beim Sonnencon sind wir beide (Tochter und ich) fast seit Beginn dabei, und seit dem auch treu. Ich habe dort meine erste Lesung gehalten, und werde auch dieses Jahr dabei sind.

Nach Berlin fahren ist nicht möglich, dafür kann man online teilnehmen:

Man braucht Discord, was ich noch nicht kenne – ich bin bisher im Pen and Paper unterwegs, werde mir aber eh Discord besorgen müssen, da auch meine sonstigen Runden notgedrungen online gehen. Mehr als Discord ist für die Teilnahme am Con nicht nötig.

Der Onlinecon kostet keine Eintrittspreise, die Zeiten passen genau zu meinem Lebensrythmus: Es geht Sanstag und Sonntag um 13:45 Uhr los.

Wie bei den bisherigen Cons gibt es drei Blöcke: Samstag Mittag, Samstag Abend und Sonntag Mittag. Die Runden stehen schon online. Bei meiner letzten Zählung waren es 15 Runden, die man sich auch ohne sich anzumelden schon mal ansehen kann. Mir gefällt diese Struktur. Man kann gut planen, und kann sicher drei Runden spielen, weil es zeitlich abgestimmt ist. Das fand ich schon bei den analog stattfindenen Nexus-Cons super.

Da ich noch kein Discord habe, bin ich auch noch nicht angemeldet, die Anmeldung ist aber schon möglich.

Es ist der erste Online-Con des Nexus, und ich bin sehr gespannt und freue mich drauf, zumindest online dabei zu sein – auch wenn ich das Grillen vermissen werde.

Da ich weiß, mit welchem Engagement und wie viel Liebe die bisherigen Sonnencons vorbereitet und durchgeführt wurden, bin ich mir sicher, dass es ein toller Con wird und ich viel Spaß haben werde.

Luhanes Malinewe Handiel, Idee-Magier

Luhanes ist ein floraler Anid von Tiron. Er ist also pflanzlich und entstammt der Kultur der floralen Anid. Doch seine Seele stammt aus einer ganz anderen Welt, von Angary. Er hat die Seele eines Engels, bestimmt von der Kraft Tod.

Luhanes ist gelernter Magier und lebt auf seinem Raumglyder, einem Weltraum tauglichen Schiff, das von einer Person gesteuert werden kann. Sein Glyder dient ihm auch als Heimat.

Das Pegasosgen – Marias Geheimniss von Eve Grass

Als ich auf dem Klappentext von „Das Pegasosgen“ über eine 50 jährige Pferdenärrin las, war klar, dass ich dieses Buch kaufen werde. Ich war nämlich genau 50 Jahre alt, und entschlossen das Buch in diesem Lebensjahr noch zu lesen.

Die Protagonistin des Romans, Rike, ist mit ihren 50 Jahren einige Jahre von der klassischen Pferdebuch-Heldin entfernt, und eher im Alter ihrer Mutter, und auch die Zielgruppe dieses Romans dürfte eher in meinem Alter als in dem meiner Tochter zu finden sein.

Da ich den Roman einfach wegen dieses Details – die ist ja genauso alt wie ich – gekauft habe, hatte ich einfach gar keine Vorstellungen oder Erwartungen. Es ging wohl um fliegende Pferde, wenn das Ganze schon „Pegasosgen“ heißt, das wars dann auch. Ich konnte also einfach anfangen zu lesen und mich von der Geschichte mitnehmen lassen.

Sehr schnell war ich drin in der Story um Rike und ihren Mann, die nach Spanien gehen, und Maria und Jose mit denen sie Bekanntschaft schließen. Dass es bei dem Geheimniss um fliegende Pferde geht, ist natürlich klar, das steht ja schon im Titel, und fliegende Pferde sind cool. Aber was sich dann alles an Geschichten um diese Tiere rangt ist schon lesenswert.

Ich bin nun keine Pferdenärrin, aber ich mag Mystery, und Pegasos ist nun mal Mystery pur. Damit ist das Buch schon mal mein Genre.

Dass die Heldin 50 und nicht 25 Jahre alt ist, ist mal eine angenehme Abwechslung. Für mich persönlich war das natürlich einfach ein Punkt, an dem ich mich in die Heldin hineinfühlen konnte.

Spannend fand ich auch die verschiedenen Zeitebenen:

Einmal die Geschichte von Rike und ihrem Mann in Sierre Grazalema in Spanien, wo sie langsam hinter Marias Geheimniss kommen.

Zum anderen die Vergangenheit, beginnend 1100 vor Christus, in der es immer um das Geheimniss der fliegenden Pferde und des Pegasosgens geht.

Am Ende finden die beiden Ebenen sehr passend zusammen, wenn sich zeigt wie die Geschichte von Maria und Jose mit der Geschichte der Pegasi zusammenhängt.

Ein empfehlenswertes Buch, spannend zu lesen, mit einem erwachsenen Blick auf Pferde und ihre fliegenden Verwandten.

Das Pegasosgen – Marias Geheimnis
Eve Grass
Verlag der Schatten

Der lilane Mond der Idee.

Das Symbol der Idee ist die Rose. Sie symbolisiert die Phantasie, die Krativität und die Kraft des Geistes. Die Idee ist die Kraft des Idealismus, der Kraft von Verstand und Geist. Idee ist die lilane, schimmernde Kraft der Idee und der Vorstellung.

24.4.2020 – 22.5.2020 ist der lilane Mond der Idee.

Die Welt der Idee ist Avalon die Welt der Feen. Eine Welt die bestimmt ist von den Ideen, nicht von physikalischen Gesetzen. Frühling, Wärme und blühende Blumen zeugen von der Kraft der Idee im zweiten Mond.

Algerus Sanger, Lebenshexer

Algerus ist ein Student der Hexerei und Medizin auf Meran, einem Mond von Avalon.

Meran ist ein Wissenschaftmond, der sich voll und ganz der Suche nach Wissen und Wahrheit widmet. Wer hier geboren wird, geht 12 Jahre zur Schule um sich dann einem oder auch mehrere Zweigen der Wissenschaft zuzuwenden. Nur weniger Meraner sind keine Wissenschaftler. Allerdings hat die Welt auch Aufgaben für Handwerker.

Algerius wurde auf Meran geboren, ging dort zur Schule und studiert nun die Kunst der Medizin und der Magie. Er ist ein Hexer und ein Heiler. Sein Tier ist der Hase. Er kann sich in einen Hasen verwandeln. Und sein Baum ist die Weide.

Buchrezension: Der Mitternachtsladen von Tanja Karmann

Dass Linas Auto mitten in der Nacht, bei strömendem Regen gleichzeitig mit ihrem Handy den Geist aufgibt, führt sie an einen geheimnisvollen Ort. Wie geheimnisvoll dieser Ort ist, wird ihr aber erst nach und nach klar.

Der Weg durch den Regen nach Hause führt sie zu einem seltsamen Laden, der allerlei Sachen verkauft. In der Hoffnung auf die Möglichkeit zu telefonieren betritt sie den Laden und so beginnt eine Geschichte in der sie sich langsam und Stück für Stück einer fremden, und doch sehr nahen, magischen Welt nähert.

Der Laden ist natürlich kein normaler Laden, und es hat einen guten Grund, dass Lina die strickte Regel erhält, niemals länger als bis Mitternacht zu bleiben, als sie das Angebot annimmt in dem Laden zu arbeiten.

Aber natürlich kommt irgendwann etwas dazwischen, und dann sind da noch Mara ihre Kollegin und Brendan, der Sohn des Ladenbesitzer.

Die Geschichte ist aus Linas Sicht erzählt, deren Einstellung zur Magie und anderen Welten die üblich sein dürfte: Das gibt es nicht. So nimmt sie einen mit und beim lesen wird vermutlich den Lesern und Leserinnen etwas früher als ihr klar, dass es hier um Magie geht – immerhin hat wer das Buch liest vermutlich den Klappentext gelesen und weiß, anders als Lina, um das Genre.

Lina ist eine normale, sympathische, junge Frau. Sie geht noch zur Schule und will sich ein wenig Geld dazu verdienen. Die besondere Rolle die ihr, ganz natürlich, zufällt, kommt sehr ruhig und unauffällig und dabei absolut folgerichtig, was ich in dem Buch sehr angenehm fand.

Lina wird nicht zur Superkämpferin und es gibt einiges was sie nicht kann, gerade damit ist sie einem besonders nahe, wenn man das Buch liest.

Es war spannend bis zum Schluss, und lässt auf einen zweiten Band hoffen, allein damit es weitergeht.

Der Mitternachtsladen
Tanja Karmann
fehu

Die erste Dienerin der Königin

2.

Erstaunt hielt Eleane inne, sah noch einmal auf das Pergament in ihren Händen und suchte weiter. Es musste eine Erklärung für diese Verwirrung geben.

Hinter der dritten Schriftrolle der Melodie, welche die glückliche Herrschaft der reinen Königinnen beschrieb, folgte eine vierte, ihr unbekannte Melodie. Sie begann als Fortsetzung und versprach das Ende der reinen Herrschaft zu beschreiben. „Vom Verlust der Eisrose“ lautete die Überschrift.

Allgemein war dieser Verlust unter den Eiselfen bekannt. Die Rose ging verloren und die Macht der Königinnen von Schandaar brach. Es starb die letzte reine Köngin und das neue Geschlecht der Herrscherinnen von Schandaar bestieg den Thron aus Eis und Licht.

Diese Königin war Eleive gewesen, jene lichtgleiche Herrscherin, der noch vor wenigen Minuten Eleane die Füße gewaschen hatte. Ihre verehrte Herrin und Königin von Schandaar. Die Haut wie Alabaster, die Haare gleich fließendem Perlmutt, ihre Augen so blau und tief wie die See. Eine Königin die an Schönheit und Reinheit ihre Vorgängerinnen mit Leichtigkeit erreichte.

Neugierig las Eleane weiter.

Es war eine Fortsetzung, gedichtet von einem modernen Barden, der sich als Nachfahr des alten Barden Elgenar Lichtweiß bezeichnete. Er war ein Sohn des Clans Lichtweiß, ein angesehener Barde, der jedoch vor 100 Jahren verschwunden war. Niemand wusste, was aus ihm geworden war, doch nachdem Eleane die Worte gelesen hatte, die seine Melodie begleiteten, wusste sie um die Umstände seines Verschwindens. Es konnte keinen Zweifel geben, dass er getötet war oder es vorgezogen hatte, nachdem er sein Wissen in Worte gefasst hatte, doch lieber zu verschwinden.

3125 Jahre erstrahlte die Perle im Eis. Hell und weiß im klaren Licht der Idee sollte niemand die Herrschaft der einen Königinnen brechen. Doch es geschah, was geschah und gestohlen ward die Rose im Eis. Soleis war die letzte der reinen Königinnen. Das ewige Licht erstrahlte an ihrer Seite. Die Eisrose wuchs zu ihren Füßen, als Zeichen und Sinnbild ihrer Macht.

Ewiges Licht, ewige Reinheit, nie sollte die reine Herrschaft gebrochen sein.

Ewiges Licht ward verdunkelt, ewige Reinheit verloren. So brach die Herrschaft als fremde Hände griffen nach der Rose aus Eis. Gestohlen ward die Rose so verfiel die Königin und besiegt war sie von der Dunkelheit.

Dies ist die ewige Melodie, welche enden soll in Finsternis, im Dunkel der neuen Königin von Schandaar.

Dies ist das Ende der ewigen Melodie.

So war es Liebe, war es die Lust welche den Elf bewog das Heiligtum von Schandaar zu stehlen. So nahm er die Rose und gab sie seiner Liebe, dass sie den Thron besteige.

So ward die letzte der reinen Königinnen geschlagen und gefangen.

So wurde beides hinweggeschafft. Die Rose in die Hände der Trolle, die Königin unter Felsen aus Eis.

Und so sitzt auf dem Throne von Schandaar die falsche Königin, nicht aus dem Licht reinen Denkens doch aus dem Dunkel der Lust und Begirde.“

Niemand durfte dies lesen. Das erkannte Eleane noch bevor sie die letzten Worte überflogen hatte. Dies waren die Worte eines Getreuen der reinen Königinnen. Sollte die letzte dieser Königinnen noch leben, sollte die Rose aus Eis noch zu finden sein. Keines durfte bekannt werden. Sie würden Eleive ihres Thrones berauben. Sie würde ihre wunderschöne Königin der kalten Gnade der letzten der reinen Königinnen ausliefern. Niemals durfte das geschehen.

Die Schriftrolle in der Hand trat Eleane vor die Tür der Bücherhalle. Hier, im Freien weit über den Dächern von Schandaar, brannte auf der einen Seite ein Feuer, genau gegenüber dem Wasserbecken.

Ohne zu zögern trat Eleane an das Feuerbecken, warf die Schriftrolle hinein und sah zu wie langsam aber unaufhaltsam Pergament und weißlackiertes Holz zu Asche verbrannten.

Es war segensreiches Feuer. Was Trolle und Menschensklaven läuterte, konnte ihrer verehrten Herrin die Macht erhalten.

Mit einem Gefühl tiefster Erleichterung kehrte Eleane zurück, setzte sich an den Tisch und fuhr fort zu lesen.

Das Geheimnis um die zwei Namen lüftete sich, als Eleane sich die Ahnentafeln der beiden Familien geben ließ. Es war denkbar einfach, geradezu simpel. Elgenar Lahendeth war das dritte Kind von Iref Lahendeth. Somit war er ein Sohn der Familie Lahendeth die mit recht stolz sein konnte auf dieses Erbe.

Als Barde gewann er an hohem Ansehen, und so hatte er in eine schon damals hoch angesehene Familie eingeheiratet und wurde zu Elgenar Lichtweiß. Die Familie Lichtweiß hatte immer treu zu den reinen Königinnen gestanden. Die ersten Barden von Schandaar entstammten der Linie der Lichtweiß, und wenn sie ihr nicht entstammten, so wurden sie aufgenommen in diese alte, bedeutende Sippe. So stand über der alten Schriftrolle der Name der Familie Lichtweiß und Elgenar Lichtweiß der Barde wurde zu einem der Ahnenväter der Familie Lichtweiß.

Den Ruhm und die Bedeutung aber würden sich die Lichtweiß mit der Familie Lahendeth teilen müssen.

Einiges würde sich ändern, dachte Eleane, als sie die Rollen und das Pergament der eifrigen jungen Elfe zurück gab. Doch würde auch einiges bleiben wie es war. Ihre Königin würde sie vor Schaden bewaren. Dies war ihre Aufgabe als erste Vertraute der Königin von Schandaar.

War es das?

Mit offenen Augen starrte Eleane in dieser Nacht in die Dunkelheit um ihr Bett herum. Ihre Kammer lag oben, angrenzend an die Gemächer die Königin. Sie selbst hatte es so gewählt. So war sie in der Nähe ihrer verehrten Herrin, falls diese sie brauchte. Der Königin war dies recht gewesen. Sie schien die Fürsorge ihrer Vertrauten durchaus zu schätzen.

Die Nähe ihrer Königin. Diese tiefe Verehrung, wann immer Eleane die Herrin von Schandaar ansah. War dies wirklich nur die reine Treue zur wahren Königin von Schandaar?

Der Stadt und ihrer wahren Königin hatte sie Treue geschworen, dessen wurde Eleane nun gewahr. Sie aber hatte diesen Schwur gebrochen. Eleive war nicht die wahre Königin. Die wahren Königin war die letzte der reinen Königinnen und nur deren Verschwinden hatte Eleive es zu verdanken, dass sie nun auf dem Thron aus Eis und Licht saß.

Es hätte einer Untersuchung bedurft. Sie hätte den Fall den Barden von Schandaar übergeben müssen und den Weisen des Lichtordens. Sie hätten Krieger und Barden ausschicken müssen, auf der Suche nach der Eisrose und der wahren Königin.

Sie konnte all dies noch immer veranlassen, doch sie würde es nicht tun.

Dies wurde ihr in dieser Nacht, in der sie im Dunkeln lag, klar.

Es war nicht die Verehrung des Lichtes. Es war nicht die kühle, erhabene Hingabe an die Königin von Schandaar, die sie für Eleive empfand. Es war tiefe, glühende und leidenschaftliche Liebe und Begirde. Sie suchte ihre Nähe, wusch ihre Füße und sehnte herbei, was ihr Herz nicht ersehnen durfte. Dies war die Liebe einer Frau zu Fleisch und einem schönen Antlitz.

Lautlos erhob sich Eleane von ihrem Lager, entzündete nur ein kleines Licht und begann ihre Laute, Kleidung und ein paar Habseeligkeiten zusammenzusuchen.

Sie würde keinen Sklaven schicken oder gar mit sich nehmen. Sie würde nur gehen.

Mit einer Tasche in der Hand verließ sie ihren Raum, durchquerte die Räume der Königin und begab sich die Treppe hinunter zu den Stallungen. Hier suchte sie sich ein Hunderudel heraus, ohne einen der Sklaven zu wecken, spannte die Tiere vor einen der schlanken, schnellen Schlitten, legte ihr Instrument und die Tasche hinter den Sitz und trieb die Tiere zur Eile an, fort von der Stadt.

Sie würde hinausgehen ins kalte Eis immer weiter nach Süden. Sie hatte sich befleckt, hatte Gefühlen den Vorrang gegeben, war nicht mehr würdig der Stadt, die sie so tief liebte, zu dienen. Zuerst musste sie ihre Gefühle besiegen, dann würde sie zurückkehren in das ewige Eis von Schandaar, um dort ihrer Pflicht als Vertraute der wahren Königin zu genügen, frei von Gefühlen die zu Untreue und Verrat führten.

Nur die wahre, reine Idee, der hehre Verstand sollten sie noch leiten. War ihr dies gelungen, so würde sie heimkehren nach Schandaar.

Als am Morgen ein hellfelliges Yetimädchen die Kammer der Vertrauten der Königin betrat war die Herrin Eleane längst gegangen. Auf dem Tisch fand das Sklavenmädchen einen Zettel, den sie sofort ihrer Königin überbrachte.

Ich gehe, denn Gefühle dürfen niemals die Beweggründe einer Eiselfe beeinflussen, auch nicht wenn sie meiner so wunderschönen und edlen Königin gelten. Ich kehre wieder, wenn ich gefunden habe, wonach ich suche: Die reine Idee, den hehren Verstand.

In tiefer Liebe und Ergebenheit eurer Majestät,

Eleane Silberschnee