2.
Ostwärts
Es
war früher Morgen und die Sonne stand noch weit im Südosten, als
Nia ihren Heimatort verließ. Sie ritt über eine weite Ebene, von
Feldern und kleinen Wäldern durchzogen, die nach Norden leicht
anstieg. Kleine braune oder graue Tiere huschten im Gras umher. Ein
paar Insekten surrten zwischen den Blumen, die vereinzelt im hohen
Gras standen. Dornige Büsche, mit nur wenigen bunten Blüten,
standen ebenso vereinzelt auf der Ebene verteilt. Ein paar Häuser,
hinter denen weite Felder begannen, waren über das Land verstreut.
Es waren lang gestreckte, flache Holzhäuser, mit Lehm und Kalk
verputzt, wie das in dem sie aufgewachsen war. In ihnen lebten
Nachbarinnen, Freundinnen und Bettgenossen, die gerade dabei waren
aufzustehen und ihre tägliche Arbeit aufzunehmen. Nia schenkte dem
morgendlichen Treiben keine Beachtung. Sie galoppierte über die
sanften Hügel, nur auf den Weg achtend, der vor ihr lag, irgendwo
dort im Osten, auf dem Weg zur Steppe, war ihr Bruder Denem, und sie
würde ihn zurückholen.
Ihr
Ritt brachte sie im Laufe des Tages fort von der ihr bekannten
Gegend, zu fremden Feldern und Häusern. Ein paar mal hielt sie an
und untersuchte den Boden nach Pferdespuren oder fragte Frauen, die
ihren Weg kreuzten, ob sie die zwei Kriegerinnen gesehen hätten, die
in Begleitung eines Jungen unterwegs waren.
Die
Antwort war jedes Mal die Gleiche: „Nein, ich habe keine
Reiterinnen gesehen, aber ich wünsche dir viel Glück für deine
Suche.“
Also
ritt sie ohne eine Spur zu haben weiter Richtung Steppe. Am frühen
Abend legte sie eine erste Rast ein. Unter einem Baum der Schatten
spendete band sie ihr Pferd an und lehnte sich an das weiche Holz,
den Proviantbeutel auf den Knien. Sie öffnete ihn und inspizierte,
was ihr eingepackt worden war. Geräuchertes Fleisch und getrocknete
Früchte waren das erste, was sie fand, und was sie gleich wieder zu
Seite legte. Dann stieß sie auf einen Leib Brot und frisches Gemüse,
welches nicht länger als drei oder vier Tage halten würde. Trotzdem
war sie froh unterwegs auch etwas Frisches zum Essen zu haben. In
einem Säckchen fand sie Nüsse und in einem zweiten getrocknete
Pilze. Sie suchte sich eine Tomate heraus und biss hinein. Dann
begann sie die Umgebung nach Holz abzusuchen und ein Feuer zu
entfachen. Seit dem Frühstück hatte sie nicht gegessen. Sie legte
Fleisch und Gemüse einfach auf die Steine zwischen die Flammen, und
holte es nach einiger Zeit mit einem langen Stock und ihrem Messer
aus dem Feuer heraus. Hungrig biss sie in ihr Stück Fleisch. Bis
jetzt war ihre Suche nicht gerade erfolgreich verlaufen, aber sie war
zuversichtlich, zwei Amazonen und ein Bauernjunge waren auffällig,
irgendeine hatte die drei sicher gesehen und würde sich auch an sie
erinnern.
Nachdem
Essen ritt sie sofort weiter nach Osten. Es war später Abend als sie
abstieg, um an eine Haustür ihres Clans zu klopfen. Sie grüßte und
bat um Unterkunft und Essen für eine Nacht. Den Bewohnerinnen dieses
Hauses erzählte sie von ihrer Suche, doch auch sie hatten keine zwei
Amazonen, die einen jungen Mann mit sich führten gesehen. Schweigsam
verzehrte sie, was man ihr vorsetzte. Wie sollte sie ihren Bruder je
wieder finden, wenn niemand ihn gesehen hatte und sie keinerlei Spur
hatte, wo er hin sein könnte, außer der ungefähren Äußerung der
Amazone? Was, wenn sie es sich anders überlegt hatten und statt in
die Steppe ans Meer geritten waren?
Ohne
darauf zu achten was geschah, ließ sie sich in den Ruheraum führen,
einen geschmackvoll, aber einfach eingerichteten Raum, mit weichen
Kissen, auf denen sie sich niederließ, während Männerhände sanft
ihre Nackenmuskeln lockerten. Andere Hände reichten ihr etwas Warmes
zu trinken. Sie nippte an dem Becher ohne dem jungen Mann besondere
Beachtung zu schenken. Auch den anderen beachtete sie nicht weiter.
Sie war alleine mit den beiden, was ihr nur recht war. Sie wollte
nachdenken. Zur Zeit sah sie keine andere Möglichkeit, als weiter in
die eingeschlagene Richtung zu reiten, die Leute denen sie begegnete
zu fragen und hin und wieder nach Spuren am Boden zu suchen, die die
drei hinterlassen haben könnten.
Die
Hände an ihrem Nacken begannen sich nach vorne zu tasten, sie lies
es gerne geschehen, es waren sehr zarte und geschickte Hände die in
sanft kreisenden Bewegungen ihre Schultern lockerten. Dann spürte
sie seine Lippen an ihrem Hals, seine Zunge begann ihren Nacken zu
liebkosen. Ohne besonders darauf zu achten, was sie tat, zog sie
seine Hände weiter nach vorne, und legte sich zurück. Während
sanfte Hände ihre Brüste liebkosten zog sie den Anderen zu ihren
Beinen.
Die
beiden Männer waren jung, mit weicher Haut und sanften Händen. Das
Wasser war warm und ihr Spiel ausdauernd. Sie wusste nicht wie lange
es dauerte, doch am Händen lagen sie alle erschöpft im warmen
Wasser.
Am
nächsten Morgen ritt sie früh weiter, zu früh um die Mannesfeier
des jungen Mannes mitzubekommen. Sie bemerkte kaum die
Vorbereitungen, so war sie in Gedanken verloren, als sie ihr Pferd
wieder ostwärts lenkte. Um sie herum lösten sich grüne,
sonnenbeschienene Wiesen mit hellgelben Feldern und schattigen
Wäldchen ab. Bis zum Horizont sah sie eine weite, leicht hügelige
Fläche, durchzogen von braunen Wegen und grünlich blauen Bächen,
die sich sanft durch die Landschaft schlängelten. Menschen, Frauen
in langen bunten Röcken, Tücher gegen die Sonne um die Schultern
geschlungen und Männer in braunen und roten Tuniken, die ihnen
gerade die Schenkel verdeckten, liefen durch die Felder und über die
Wege. Den Kopf schützten sie mit hellen Tüchern und breitkrempigen
Hüten. Frauen wie Männer strebten zur Arbeit und alle hatten die
gleiche Antwort auf die ihnen gestellte Frage: Nein, sie hätten
keine Amazonen gesehen, schon gar nicht in Begleitung eines Jungen.
Bis zum Mittag ritt sie weiter nach Osten, dann hielt sie am Rande
eines Waldes und packte ihren Proviant aus. Hungrig verzerrte sie
etwas Fleisch und ein paar Tomaten und Beeren, ehe sie sich wieder
auf den Weg machte. Wieder fragte sie alle Leute, wieder bekam sie
die gleichen Antworten. Langsam begann sie sich zu fragen, ob die
Suche einen Sinn hatte. Aber sie wollte wenigstens bis an den Rand
der Steppe reiten.
Am
Abend hielt sie wieder an einem Haus ihres Clans und bat um Einlass.
Die Frauen hießen sie freundlich willkommen und ließen ihr sofort
Essen und Wein auftragen. Zwei Jungen, beide noch Kinder, bedienten
sie, während sie aß, sie dabei mit großen Augen verstohlen
anschauend. Ihre Mutter saß Nia gegenüber und wartete, bis ihr Gast
zu sprechen begann.
„Habt
ihr zwei Amazonen gesehen, heute oder gestern? In Begleitung eines
Jungen.“ Fragte Nia dann auch als erstes.
Die
andere schüttelte den Kopf, nein, Amazonen habe sie keine gesehen,
schon lange nicht mehr. Die einzigen Fremden die heute vorbeigekommen
waren, waren zwei Frauen, Händlerinnen wohl, die am Mittag am Haus
vorbei geritten waren, und eine junge Frau, die am Nachmittag nach
dem Weg nach Seldin, einer nahen Stadt, gefragt hat, warum Nia das
wissen wolle.
„Der
Junge ist mein Bruder. Ich suche ihn, um ihn nach Hause zu bringen.“
Die
Frau nickte. „Dann wünsch ich dir viel Erfolg bei deiner Suche.“
Am
nächsten Tag ritt Nia weiter durch die leicht hügeligen Wiesen und
Felder des Landes, welches nach Osten hin kaum merklich anstieg.
Während die Sonne über den Himmel wanderte, langsam auf den
höchsten Punkt zu und immer heißer wurde, änderte sich das
Aussehen der Felder, von hellgelb zu grünen Büschen und
dunkelgelben Stauden, die schulterhoch standen. Die Menschen trugen
helle Kleidung und die Männer wadenlange Tuniken, die sie auffällig
mit Bändern und Broschen schmückten. Viele der Leute trugen
breitkrempige Hüte aus Stroh, die sie unter dem Kinn festbanden.
Wenn Nia sie fragte, ob sie die Gesuchten gesehen hätten,
antworteten sie freundlich, nein das hätten sie nicht. Später
gelangte sie an einen großen Fluss, auf dem Boote und Flöße, die
meisten hoch beladen, aber einige auch nur mit Passagieren besetzt,
in beide Richtung fuhren. Einige der Leute winkten ihr zu und Nia
winkte zurück, andere beachteten nicht weiter die Frau auf dem
Pferd. Sie ritt gerade zwei Stunden den Weg am Flussufer entlang, als
sie die Stadt Seldin erreichte, die sich das Flussufer entlang zog.
Auf dem Uferweg ritt Nia in die Stadt, auf der Suche nach dem
Gemeinschaftshaus ihres Clans. Jede Stadt hatte acht solcher Häuser,
eines für jeden Clan, in dem Frauen, die auf Reisen waren,
Unterkunft und Unterstützung finden konnten. Von der Uferstraße, an
der große Lagerhäuser und kleine Handelshäuser lagen, gingen
kleinere Straßen ab, an denen die üblichen langgestreckten und
weißgetünchten Häuser lagen, die die Menschen im ganzen Land
bewohnten. Am Kai lagen Boote festgemacht und Männer waren damit
beschäftigt Fässer und Ballen von den Booten an Land oder vom Land
auf die Boote zu schleppen. Ihre dünnen Hemden klebten an ihren
Körpern, dass sich die Umrisse ihrer Muskeln deutlich abbildeten.
Nia gönnte sich nur einen kurzen Blick, ehe sie zu einer Frau ging,
die im Schatten stand, und den Männern beim arbeiten zusah. Auf
ihrer nackten Brust war Zonetas Zeichen eingebrannt. Sie hatte die
Arme verschränkt und sah mit strengem Blick auf die Männer.
„Guten
Abend Zonere.“ Grüßt Nia die Fremde, die nun zu ihr hoch sah.
„Guten
Abend, Naje, antwortete sie nach einem Blick auf das Symbol auf Nias
Satteltaschen.
„Wo
finde ich hier ein Schwesternhaus?“
Die
andere deutete in die Richtung, aus der Nia kam, „die zweite
Straße, bis du zu einem Platz kommst, auf dem ein großer Baum
steht, dann nach Osten abbiegen und nach 100 Schritten siehst du`s.“
Nia
nickte, wendete ihr Pferd und ritt in die angegebene Richtung.
Nachdem
sie den angegebenen Weg zurückgelegt hatte, stand sie vor einem
Haus, das sich über die anderen erhob. Es war das erste zweistöckige
Haus, das Nia sah. Es kam ihr riesig vor, fast zu hoch um zu stehen.
Über der Eingangstür war Najas Zeichen in blauer Farbe gepinselt.
Vor der Tür, auf dem freien Platz, lümmelten drei Jungen, nicht
älter als 10 Jahre, über eine Kreidezeichnug gebeugt, die sie auf
den Boden malten. Unter einem Baum saß eine junge Frau mit einem
etwa gleichaltrigem Jungen, sich leise mit ihm unterhaltend. Nia ging
zur Türöffnung, die von einem hellblauem Vorhang verhängt war und
trat ein. Es war schattig in dem Haus. Sie trat in eine große Halle,
von der zu beiden Seiten Treppen nach oben führten. In der Mitte
glomm in einem Eisengestell etwas Glut, um diese Glut herum waren, in
ein paar Metern Abstand, Tische aus hellem Holz aufgestellt. Auf den
Bänken, die an der Wand aufgestellt waren, saß nur eine Frau, etwa
40 Jahre alt, etwas größer als Nia, mit großflächigen,
freundlichen Gesichtszügen, in einem grünen Rock, die ihre
ebenfalls grüne Weste vorne verschlossen hatte, auf einer gelben
Decke. Sie sah hoch als Nia den Raum betrat und nach dem sie sich
umgesehen hatte, auf die Frau zuging.
„Guten
Abend Schwester“ grüßte die Andere und Nia erwiderte den Gruß.
„Du kannst oben schlafen, such dir ein freies Bett aus. Hast du
Hunger?“
Nia
nickte.
„Darum
werde ich mich kümmern“, sie blickte zu der Satteltasche, die
Nia sich über die Schulter geworfen hatte, „und um dein Pferd.“
Ehe
sie das Gebäude verlassen konnte, fragte Nia nach ihrem Bruder:
„Schwester, haben hier zwei Amazonen gerastet, in Begleitung
eines jungen Mannes, oder hast du sie gesehen? Der Junge ist mein
Bruder.“
„Nein,
aber ich werde mich umhören, ob eine andere etwas von ihnen gesehen
und gehört hat.“
Sie
verließ das Gebäude und Nia stieg, etwas misstrauisch, die Treppe
hoch, die zu den Schlafräumen führte. Nicht das sie keine Treppen
kannte, jedes Haus hatte unter dem Dach ein weiteres, niedriges
Stockwerk, das der Unterbringung von Vorräten und allem möglich
Kram diente. Direkt über dem Ruheraum war dieser Zwischenraum mit
Kissen, Fellen und Decken gefüllt, um abgeschiedene Plätze zu
schaffen, für Paare die alleine sein wollten. Aber das waren keine
richtigen Räume sondern kleine Höhlen, mit schrägen Wänden und
wenig Platz.
Nun
betrat sie einen Gang von gut zwei Schritt Höhe, von dem aus zu
beiden Seiten Räume abgingen, deren Türöffnungen mit Vorhängen
verhängt waren. Nia schob einen Vorhang beiseite und sah in eine
Kammer, in der eine Truhe auf dem Boden, ein Bett an einer Seite und
auf dem Tischchen unter dem Fenster ein Krug und eine Schüssel
standen. Es lagen keine Kleider im Raum und die Truhe war leer, also
stellte Nia ihre Satteltasche auf die Truhe und ging zu dem Krug. Der
Krug enthielt Wasser, sie schüttete es in die Schüssel vor sich und
begann Gesicht und Hände zu waschen. Erst dann ging sie wieder in
das untere Stockwerk, wo ein junger Mann damit beschäftigt war
Fleischstücke auf einem Rost über dem Feuer zu wenden. In einem
Tontopf daneben lagen Paprika und Zuchinistreifen. Auf dem Tisch
waren ein Teller, ein Becher, Löffel und ein Messer, sowie
Eßstäbchen verteilt. Alles aus Holz mit wellenförmigen
Schnitzereien. Nia setzte sich und betrachtete gedankenverloren den
jungen Mann, der sehr gewissenhaft ihr Essen zubereitete.
Er
wendete ihr den Rücken zu, und sie konnte ihn in Ruhe betrachten.
Seine langen Haare hatte er zu einem Zopf geflochten und mit einem
hellblauen Band zusammengebunden. Ein anderes Band war in den Zopf
eingeflochten. Sein beiges Hemd lies seinen braunen, schlanken Nacken
frei, um den ein Bronzeband lag. Das Hemd war mit Stickereien und
Bändern geschmückt und lag sehr eng. Er hatte es an den Seiten mit
Schnüren zusammengebunden, so daß sich die Formen seines sehr
ansehnlichen Rückens, genau abzeichneten. Das Hemd endete knapp
unter seinem Po, aber er durfte sich nicht zu tief bücken. Darunter
standen lange, gerade Beine, die in weichen, blau gefärbten Sandalen
endeten.
Nach
einiger Zeit wandte er sich um und kam auf sie zu, um den Teller zu
nehmen. Mit einer eleganten Bewegung legte er das Essen auf den
Teller und stellte ihn wieder an seinen Platz zurück, die ganze Zeit
lächelnd, aber ohne ein Wort zu sagen, die Augen niedergeschlagen.
Auch als sie unter dem Stoff seinen Po berührte und streichelte, sah
er nur kurz auf, verzog sein Gesicht zu einem Grinsen, und zog sich
auf eine der Bänke zurück, wo er wartete bis sie mit dem Essen
fertig war, um das Geschirr weg zu räumen.
Nia
stand auf. „Wo ist der Ruheraum“ fragte sie. Er deutete auf
eine der Türen, die von der Halle abgingen, blieb aber stehen wo er
war. „Komm mit“, forderte sie, und er betrat hinter ihr den
üppig ausgestalteten, ganz in blau gehaltenen Raum.
Der
Mann sah zu, wie sie ihre Weste auszog und ihren Rock heruntergleiten
ließ. Seine Augen wanderten über ihren Körper, und sie konnte
deutlich sehen, dass ihm der Anblick gefiel.
„Komm“
forderte sie ihn auf, aber er blieb stehen.
„Was
ist? Fürchtest du dich?“ fragte sie belustigt.
Er
schüttelte den Kopf, sah sie an und verzog den Mund zu einem
Grinsen.
Also
ging sie zu ihm und zog ihn sanft aber sehr bestimmt zu den Kissen,
die um das Wasserbecken verteilt waren.
Eine
Stunde später lage sie beide erschöpft in den Kissen. Genüßlich
drehte sie sich auf den Bauch, als er begann mit sanften Bewegungen
über ihren Rücken zu streichen.
„Du
hast dir einen ruhigen Tag ausgesucht, um hier zu übernachten,
Meare, heute waren außer dir nur noch zwei Händlerinnen hier. Sie
wollten nur etwas essen und sind schon wieder weg.“ Schweigend
strich er weiter über ihren Rücken, nahm etwas Öl aus einem Topf
und verteilte es mit kreisenden Bewegungen. „Ich war ganz froh
als sie wegritten“, hob er wieder an, „Die eine sah zum
Fürchten aus, mit ihrer Narbe.“
Nia
wandte ihm den Kopf zu, „Narbe, was für eine Narbe?“
„Eine
recht große Narbe, unter einem Auge. Sie ging bis hinunter zum
Mund.“
Sofort
hockte Nia aufrecht in den Kissen, den Jungen am Arm gepackt. „Hatte
sie einen Jungen dabei, ein halbes Kind noch, etwas größer als
ich?“
„j-ja.“
„Das
sind sie.“ Nia lies seinen Arm los, auf dem sich nun ihre Finger
abzeichneten, dann umfasst sie den Jungen vor sich an den Schultern,
zog ihn zu sich, küsste ihn, strich mit der Hand über seine nackte,
haarige Brust, sagte „du bist ein Goldstück“, zog sich an,
drehte sich noch einmal um: „Weißt du wo sie hin wollten?“
Er
schüttelte den Kopf, „sie haben mit Gera gesprochen, der Frau,
die du heute hier angetroffen hast, Meare.“
Nia
war bereits an der Tür. In der Halle war Gera nicht. Aber draußen
saß sie unter dem Baum. Nia ging auf sie zu, blieb kurz vor ihr
stehen und fragte: „Die beiden Händlerinnen, die heute hier
gerastet haben, der Junge in ihrer Begleitung ist mein Bruder. Wo
sind sie hin?“
„Bist
du sicher?“
Nia
nickte.
„Sie
haben sich auf einem Boot nach Norden eingerichtet.“
„Danke
Schwester.“ Wenige Minuten später war sie unterwegs nach
Norden. Die Sonne war schon weit im Südwesten, und würde bald
untergehen, aber sie hatte endlich eine Spur, und würde erst in der
nächsten Stadt halten, vielleicht erwischte sie die Drei.